Melanie Bonajo

In ihren Videos, Performances, Fotografien und Installationen untersucht Melanie Bonajo, wie der technologische Fortschritt und die Bedürfnisbefriedigung durch Konsum Gefühle der Entfremdung verstärken. Dabei stellt sie Themen wie Gemeinschaft, Gleichstellung und Körperpolitik in den Mittelpunkt. Bonajo erforscht die spirituelle Leere ihrer Generation und untersucht, wie sich menschliche Beziehungen in einer Welt der schnellen Bewegung und des schnellen Wandels verändern. Night Soil – Economy of Love (der zweite Film von Bonajos Trilogie Night Soil) porträtiert eine Bewegung von Sexarbeiterinnen in Brooklyn. Der Film erinnert an die radikale Politik der 1960er Jahre und reflektiert damit Fragen zur sexuellen Befreiung und zur “freien Liebe” in heutiger Zeit. Das Video besteht aus persönlichen Schilderungen dreier Sexarbeiterinnen, die sich in ihrem Beruf als Heilerinnen wahrnehmen Er stellt damit unsere Wahrnehmung radikal auf den Kopf und zeigt sie aus einer deutlichfeministischen Perspektive. Die Protagonistinnen sehen ihre Arbeit als eine Möglichkeit für Frauen, die Macht in einer männlich dominierten Welt der sexuellen Lust zurückzuerobern. Ihre Aufgabe besteht dabei darin, sexuelle Konventionen und Vorstellungen von Intimität neu zu ordnen. Eine lebendige erotische Bildsprache enthüllt die Erwartungen an die Geschlechterrollen mit spielerischen, sinnlichen und feministisch inspirierten Mitteln und offenbart Bonajos Vision von zeitgenössischer Spiritualität und der “Weisheit der Weiblichkeit”. Gleichzeitig erinnert der Film an die emanzipatorischen Themen, die von den feministischen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre in den Vordergrund gerückt wurden – zusammen mit der Ausrufung der sexuellen Befreiung und einem freien, zwangslosen Verständnis von Liebe. In unserer heutigen Welt, in der man mit einem Wischen über das Smartphone einen Zugriff auf den ‚Supermarket-Sex‘ bekommt ,und in der soziale Medien alternative Formen der Einsamkeit schaffen, indem sie uns zunehmend von der konkreten Welt abkoppeln, hinterfragt Bonajo die komplexen Beziehungen innerhalb von Gesellschaften, indem sie traditionelle Vorstellungen von Liebe in Frage stellt und die Mechanismen untersucht, die zu einer Entfremdung voneinander, von der Gesellschaft und von der Natur führen.